Liebe, Schafe und andere Umwege Meine Bücher

Interview zwischen Seppo und Lizzy

Reporter:
Herzlich willkommen, Lizzy und Seppo! Wie fühlt es sich an, gemeinsam durch Deutschland und Österreich zu reisen – in einem Wohnmobil, das eher nach „Minimalismus-Chic“ als nach Luxus klingt?

Lizzy (strahlt):
Also ich liebe es! Es ist zur Zeit meine fahrende Heimat, noch nie habe ich mich irgendwo so zuhause gefühlt. Das liebt an dem Duft nach Kaffee, leckerem Essen und nach … Seppo!

Seppo (leicht genervt):
Es ist einfach nur ein Reisemobil und ich lüfte hier täglich!

Lizzy (nickt dramatisch):
Jep. Aber immer, wenn du aus dem Bad kletterst, durfte alles nach dir – muss so ein finnisches Ding sein, dass Männer dort im Deo duschen.

Reporter:
Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt?

Lizzy:
Raststätte irgendwo in Nirgendwo. Ich war dort gestrandet, gerade etwas verloren und wäre in einem sinnflutartigen Regen beinah ertrunken. Plötzlich stand er dort, mein finnischer Ritter im weinroten Wohnmobil, statt auf einem weißen Pferd.

Seppo:
Eigentlich wollte ich sie nur ein winziges Stück mitnehmen, bis das Unwetter vorbei war, aber sie ist einfach nicht mehr gegangen.

Lizzy (unschuldig):
Du hast gesagt: „Steig ein.“ Dieser Befehlston hat mich irgendwie angemacht und ich musste dann gehorchen.

Reporter:
Was war euer erster Eindruck voneinander?

Seppo:
Laut. Bunt. Verwirrend.

Lizzy:
Verkniffen. Blond. Verwirrter.

Seppo:
Ich bin nicht verkniffen.

Lizzy:
Du hast eine Excel-Tabelle für deinen Kaffeeverbrauch, Seppo.

Reporter:
Und was gefällt euch mittlerweile am anderen?

Lizzy (nachdenklich):
Er hat so eine ruhige Ausstrahlung, alles an ihm beruhigt mich. Und er hat so ’nen komischen, charmanten Gerechtigkeitstick.

Seppo:
Sie ist… spontan. Und redet mit Schafen. Laut. In ganzen Dialogen.

Lizzy (verteidigt sich):
Die verstehen mich! Du solltest mal probieren, mit Tieren zu reden. Wär ein Fortschritt in deiner zwischenmenschlichen Entwicklung.

Seppo:
Ich habe dir meine Unterstützung angeboten, das zählt bei mir als Nähe.

Reporter:
Jetzt mal ehrlich – gibt’s romantische Spannungen im Wohnmobil?

Seppo (blickt demonstrativ aus dem Fenster):
Nächste Frage.

Lizzy (grinst breit):
Ich sag mal so: Wenn Blicke töten könnten, wär ich tot – aber glücklich.

Seppo:
Ich bin nur angespannt, wenn du meine Klamotten anziehst und damit umgehst, als wären sie aus der Altkleidersammlung. Überhaupt ist mein und dein für dich ein Fremdwort, ständig hast du die Pfoten an Dingen, die mir gehören.

Lizzy:
Du hast so viele Sachen, da kann man auch mal teilen, sei nicht so ein Geizhals.

Reporter:
Zum Abschluss: Wenn ihr euch gegenseitig eine Sache sagen müsstet, die ihr bisher verschwiegen habt – was wäre das?

Lizzy (kurze Pause, grinst dann):
Ich hab deinen Rasierer benutzt. Für meine Beine und so. Zwei Mal. Und ich würd’s wieder tun.

Seppo:
Ich habe dein Plüschschwein mit einem Handtuch abgedeckt, weil es mich nachts angestarrt hat. Das Vieh ist gruselig.

Lizzy (empört):
Das ist mein Glücksbringer. Das Schwein hat Gefühle!

Seppo:
Es ist mit Watte gefüllter Stoff, sonst nichts!

Reporter:
Mal ehrlich – gibt es etwas, das ihr einander gerne sagen würdet, euch aber bisher nicht getraut habt?

Lizzy (spielt mit einem ihrer Dreads):
Hmm. Also… ja.
(Schaut Seppo an, kurz ernst)
Ich bin… nicht immer so cool, wie ich tue. Also, manchmal tu ich so, als wär mir alles egal. Aber das ist’s nicht. Zum Beispiel wenn du… na ja… still wirst. Dann denk ich manchmal, du willst mich einfach rauswerfen.

Seppo (wirkt überrascht, dann leiser):
Ich… wollte dich nie rauswerfen.
(Kurze Pause, dann räuspert er sich)
Ich hab auch was. Ich bin nicht ganz der, der ich… Also, manchmal wünsche ich mir, ich könnte einfach… ein anderer sein. Für einen Moment. Ein… normaler Typ, weißt du?

Lizzy (blinzelt):
Seppo, du wohnst in einem Kasten auf vier Rädern. Wenn das nicht normal ist, weiß ich auch nicht.

Seppo (lächelt zögerlich):
Fair point.

Reporter (vorsichtig):
Also… keine Geheimnisse mehr?

Lizzy:
Ach, bestimmt noch ein paar. Ich mein, ich hab zum Beispiel nie erzählt, dass ich mir die Haare von meiner ersten großen Liebe an meine eigenen gehäkelt habe, um dem Mann näher zu sein. War übrigens eine einseitige Beziehung, denn er war der Bruder meiner besten Freundin und ahnte nicht einmal, dass es mich gab.

Seppo (lacht):
Und ich hab nie erzählt, warum ich Helsinki Hals über Kopf…
(Stockt, dann schnell)
… was mir meine, ich meine die Schokoladenfabrik, in der ich arbeite, bedeutet.

Lizzy (neugierig):
Oho. Ich glaub, da steckt mehr hinter! Du hast definitiv eine dunkle, erotische Seite!

Seppo:
Wenn du wüsstest.

Lizzy:
Vielleicht find ich’s noch raus.

Reporter:
Und was passiert, wenn ihr’s tut?

Lizzy & Seppo (gleichzeitig):
Dann wird’s kompliziert.


Reporter (lächelt):
Oder eben richtig interessant.

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