Liebe, Schafe und andere Umwege Meine Bücher

Ein Mofa, ein Lamm und 50 Euro – der Beginn einer Woll-Romanze

Warum eigentlich Schafe?

Warum liebe ich Schafe? Ganz einfach: Sie sind wollige Drama-Queens mit Knopfaugen – wer könnte da widerstehen? Meine Leidenschaft begann an einem harmlosen 1. Mai, der eigentlich nur ein netter Wandertag mit meiner besseren Hälfte werden sollte. Doch dann: ein herzzerreißendes „Määäh!“ aus dem Wald! In einer Tannenschonung lag ein winziges, jammerndes Lamm, das offensichtlich einen schlechten Start ins Leben hatte. Natürlich suchten wir heldenhaft das ganze Dorf nach dem Besitzer ab – Sherlock Holmes wäre stolz gewesen. Und tatsächlich: Ein älterer Herr auf einem klapprigen Mofa tauchte auf, schnappte sich das Lämmchen wie einen Kartoffelsack und fuhr davon, als wäre das völlig normal. Schockiert folgten wir ihm (mit dem Auto, wohlgemerkt – Mofa war ausverkauft), bis wir auf einem etwas gruseligen Bauernhof landeten. Und dann kam der Moment: Spontan, völlig von der Lamm-Liebe übermannt, riefen wir: „Wir kaufen das Schaf.“ Fünfzig Euro später waren wir um ein Schaf reicher – und um eine haarige Lebensgeschichte glücklicher.

Ein Schaf kommt selten allein – manchmal bringt es Drama mit.

Kaum war unsere erste Schafdame Shawn bei uns eingezogen (Bein geschient, Bruch verheilt, großes Maul intakt), wurde uns schnell klar: Ein Schaf ist kein Einzelkämpfer. Die brauchen Gesellschaft – und zwar nicht von Menschen oder Hunden, sondern von anderen wolligen Artgenossen. Nach einer gefühlten Ewigkeit der Schaf-Suche – inklusive skurriler Telefonate und fragwürdiger Tipps à la „Frag doch mal beim Metzger XY (hahahha)“ – landeten wir bei der Waldorfschule im Nachbarort. Und ja, sie hatten tatsächlich ein Lamm für uns. Ein Wollschaf, weich wie ein Kuschelkissen und mit dem Charakter einer schüchternen Erstklässlerin. Wir waren begeistert – und tauften sie Shirley.

Shirley war das blühende Gegenteil von Shawn, unserer selbst ernannten Stallchefin. Die nämlich war eher Typ „Diktator im Schafspelz“: durchsetzungsstark, stur wie zehn Esel, und mit einer Vorliebe fürs Rempeln. Die Zusammenführung verlief daher… sagen wir, spannungsgeladen. Während Shirley höflich Kontakt suchte, wollte Shawn lieber mit unseren Hunden spielen und war empört, dass dieses neue, flauschige Wesen wagte, auf ihrer Weide zu stehen. Aber gut – echte Freundschaft braucht eben manchmal ein bisschen Widerstand. Oder mindestens zwei Portionen Hafer und sehr viel Geduld.

Faszinierendes Schafgeflüster – oder: Wer hätte gedacht, dass Wolle so viel Persönlichkeit haben kann?

Früher gehörte ich zu den Menschen, die an einer Schafweide vorbeigingen, kurz „Oh, wie süß!“ murmelten – und dachten, damit sei alles über Schafe gesagt. Tja, falsch gedacht. Unsere beiden Damen, Shawn und Shirley, haben mir da eine ziemlich eindrucksvolle Lehrstunde erteilt. Denn wer glaubt, Schafe seien gleichförmige Rasenmäher mit Kulleraugen, der hat definitiv noch nie zwei so grundverschiedene Charaktere erlebt wie diese beiden.

Shawn – unsere Queen of Cool – zeigte nur dann so etwas wie Emotion, wenn er, der Herr des Hauses, mit dem Auto vorfuhr. Dann wurde mit dem Schwanz gewedelt (ja, das können die!), und plötzlich war sie das Lamm der Liebe. Für alle anderen – also uns – war sie eher: die grantige Vermieterin mit Futterpflicht. Streicheln? Fehlanzeige. Small Talk? Nur über Kraftfutter.

Und dann Shirley. Zarte Seele im Zottelfell. Sie liebte den menschlichen Kontakt, konnte stundenlang still dastehen, nur um gekrault zu werden, und sah einen an, als wollte sie einem das Herz aufschließen. Zwei Schafe, ein Stall – und eine emotionale Bandbreite, die mich immer wieder staunen ließ.

Diese Erfahrung war für mich mehr als nur bereichernd. Sie hat mir gezeigt: Charakter ist keine Frage von Art oder Rasse – sondern steckt in jedem Wesen, ganz individuell. Und manchmal eben auch mitten in einem Haufen Wolle.

Tage des Abschieds

Nach fast dreizehn gemeinsamen Jahren trennten sich unsere Wege. Unsere Shirley erkrankte schwer an Arthrose und konnte nicht mehr aufstehen. Schweren Herzens mussten wir sie gehen lassen.

Nur zwei Monate später wollte auch unsere Shawn nicht mehr. Sie baute von Tag zu Tag mehr ab – man konnte sehen, wie sehr ihr der Verlust von Shirley jede Lebensfreude genommen hatte. Plötzlich verweigerte sie das Futter und wollte den Stall nicht mehr verlassen.

Trotz vieler Untersuchungen durch den Tierarzt und keiner Aussicht auf Besserung ließen wir auch sie gehen. Sie folgte ihrer Stiefschwester über die Regenbogenbrücke.

Der Verlust hinterließ ein großes Loch. Noch heute schaue ich manchmal aus dem Fenster und suche mit den Augen unseren Garten nach den Mädels ab.

Ich habe diese Schafe geliebt – und werde sie niemals vergessen.

Kein Wunder also, dass in meinem ersten Roman auch zwei Schafe ihren Platz gefunden haben – eine kleine Hommage an meine geliebten Wollladys.

Mein Roman „Liebe, Schafe und andere Umwege“ erscheint am 04.07.2025!

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